Die Olympia-Elften Tobias Schadewaldt (NRV,29) und Hannes Baumann (NRV, YCBG,31) haben ihre zweite gemeinsame Olympia-Kampagne beendet. Ihre Leidenschaft und Ihr Engagement widmen beide ab sofort neuen Projekten. Ein Comeback im 49er schlossen sie aus. Steuermann Tobias Schadewaldt, der 2009 sowohl die Deutsche Meisterschaft im 49er als auch in der olympischen Einhandjolle Laser gewonnen hatte, wechselt zurück in den Laser. Hannes Baumann konzentriert sich auf sein Schiffbaustudium und neue Segelprojekte.
„Wir haben beide seit unserer Kindheit auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen hingearbeitet. Einmal gemeinsam dabei zu sein, das war unser großer Traum, dessen Erfüllung schlicht überwältigend. Wir werden dem Segeln treu bleiben, wenn auch nicht im 49er“, sagte der Kieler Hannes Baumann.
Tobias Schadewaldt blickt voller Tatendrang in die Zukunft: „Wir haben von unserer Olympiakampagne keinen Schritt bereut und werden einmalige Erinnerungen behalten. Aber jetzt ist es an der Zeit einen neuen Kurs einzuschlagen und mich voll auf den Laser zu konzentrieren.“ Schadewaldts überraschender Sieg bei der diesjährigen deutschen Meisterschaft im Laser, bei der auch der WM-Dritte Philipp Buhl zu den Geschlagenen zählte, zeigte zuletzt das Potential des gebürtigen Wilhelmshaveners auf.
Hannes Baumann wird sein Schiffbaustudium in Kiel fortsetzen und daneben an unterschiedlichen Regatten teilnehmen. „Segeln war und wird immer ein wichtiger Teil meines Lebens sein. Viele Angebote, so beispielsweise die Teilnahme am Fastnet Race in diesem Jahr, musste ich aufgrund unseres Engagements im 49er ablehnen. In Zukunft möchte ich solche Herausforderungen gerne annehmen können.“
Der geforderte Einsatz für eine erfolgreiche Olympiakampagne ist heute hoch, erfordert Training und Weiterentwicklung das ganze Jahr über sowie viel gemeinsame Zeit auf dem Wasser. Schadewaldt und Baumann haben Ihr Können mit der Olympiaqualifikation 2012 eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Ihre Erfahrungen wollen sie in Zukunft gerne an aufstrebende Mannschaften weitergeben. Hannes Baumann spricht für Schadewaldt und sich selbst, wenn er sagt, dass sich das Team gerne auch in Zukunft in die Entwicklung des 49er Segelns in Deutschland einbringen möchte: „Wir würden uns sehr freuen, wenn wir mit unseren Erfahrungen anderen Seglern helfen und damit etwas zurückgeben können.“
Der Entschluss zur Trennung der Erfolgsmannschaft erfolgte gemeinsam und einvernehmlich. Ihre Ziele hatten Schadewaldt und Baumann immer mit dem Ziel einer ganzheitlichen Leistungsentwicklung und mit unkompliziertem Ansatz angesteuert. Die Mannschaft hat wie ein kleines, professionelles und zielstrebiges selbst geführtes Unternehmen operiert. „Das ist eine eigene Geschäftswelt, in der wir uns auch persönlich weiterentwickelt haben.“
Gemeinsam eroberten Schadewaldt und Baumann im Frühjahr 2013 die Spitzenposition der 49er-Weltrangliste. Siege bei der Deutschen Meisterschaft und der Kieler Woche markierten einige Höhepunkte der stets von Respekt und Freundschaft geprägten Zusammenarbeit. Die Basis für die Erfolge schufen der Heimatverein NRV in Hamburg, Sponsor EWE in Oldenburg, das Audi Sailing Team Germany und der DSV Bundesstützpunkt in Kiel, wo Schadewaldt und Baumann intensiv trainierten und gefördert wurden.
„Unsere Kampagne hat uns geprägt und sehr viel positive Erfahrung mitgegeben“, zieht der 32-jährige Hannes Baumann Bilanz. Doch es gab auch Rückschläge. Dazu zählt die lebensbedrohliche Kenterung vor Mallorca im Jahr 2009. Damals rettete Hannes Baumann seinen Teamkollegen vor dem drohenden Ertrinken. Schadewaldt hatte sich in den Leinen des gekenterten 49ers verhakt und konnte die Wasseroberfläche nicht mehr aus eigener Kraft erreichen. „Für mich war das ein sehr einschneidendes Erlebnis“, erinnert sich Schadewaldt, „es hat Monate gedauert, bis wir damit richtig umgehen konnten. Im Nachgang betrachtet, haben wir beide daraus gelernt, Freude und Schmerzen nicht nur zu erleben, sondern sie bewusst zur Weiterentwicklung zu nutzen.“
Trainingsfleiß und Leidenschaft, Entschlossenheit und unabdingbares Vertrauen zueinander – das waren die über nationale Grenzen hinaus bekannten Markenzeichen des Teams Schadewaldt-Baumann. Beide Segler verneigten sich zum Abschied vor ihren Förderern der letzten Jahre, ohne die eine erfolgreiche Olympiakampagne heute unmöglich sei. „Wir sind unseren Partnern und Weggefährten zutiefst dankbar für Ihre Unterstützung. Ohne ihre Hilfe hätten wir die Olympischen Spiele nicht erreichen können“, sagte Hannes Baumann, „gleichzeitig wünsche ich Tobi alles Gute für seine Olympiakampagne im Laser und bin gespannt auf die nächsten Herausforderungen.“
Neueste Beiträge