Hier zwei sehr interessante Berichte von Hannes Baumann (49er) von den Jahreshöhepunkten 2007:
bis auf die Deutsche Meisterschaft in zwei Wochen, ist die Regattasaison
für uns beendet. Leider haben wir es bis jetzt nicht geschafft, die
zweite fehlende Olympianorm einzufahren. Jetzt bleibt uns nur noch die
WM im Januar 2008. Wir sind trotzdem weiter topp motiviert und werden die
verbleibende Zeit nutzen und alles tun, um in Melbourne unter die Top Ten
zu fahren.
Hier nun noch ein paar Eindrücke von den Preolympics in Qingdao und von
der Europameisterschaft auf Sizilien.
2007 Qingdao International Regatta, China
Am 8. August ging von Hamburg aus der Flieger nach China zu den
Vorolympischen Regatten. Unser Ziel war ein Platz unter den ersten 5.
Nach unserer Ankunft gab es erst mal einen kleinen Kultur- und
Klimaschock. 30° Grad und 98 Prozent Luftfeuchtigkeit wenn es nicht
regnet, völlig unbekanntes Essen und natürlich viele Chinesen.
Nachdem wir mangels Wind nur drei Tage trainieren konnten, ging es am
Mittwoch den 15. August los. 22 der Besten 49er Crews waren am Start.
Das Format der Regatta, also Zeitplan, Teilnehmerzahl und Anzahl der
Rennen sollte dem im nächsten Jahr komplett identisch sein.
An den ersten beiden Tagen schafften wir aufgrund des lauen Lüftchens
nur 3 Rennen. Mit den Plätzen 12, 11 und 12 segelten wir unseren
Erwartungen weit hinterher. Die folgenden Tage bestanden dann
hauptsächlich aus warten. In fünf Tagen segelten wir dann nur noch 6
Rennen. Auch in diesen 6 Wettfahrten schafften wir es nicht, uns zu
verbessern. So beendeten wir diese Regatta auf dem 15. Platz.
Trotz einer super Organisation an Land wie auf dem Wasser, waren die
meisten Segler aufgrund der schlechten Segelbedingungen doch eher
enttäuscht vom Olympiarevier.
Sollten wir die Qualifikation für 2008 schaffen, wissen wir auf jeden
Fall, woran wir zu arbeiten haben.
Europameisterschaft 2007, Marsala/Sizilien, Italien
Die Europameisterschaft war für uns die nächste Gelegenheit, das zweite
Olympiakriterium einzufahren. Nach den enttäuschenden Ergebnissen von
der WM und den Preolympics freuten wir uns auf herrliche Segelbedingungen
und waren zuversichtlich, hier unser Potenzial voll ausschöpfen zu können.
Am Start waren 70 Schiffe. In 6 Tagen waren 18 Rennen geplant.
In den ersten beiden Rennen kamen wir als 3. und 1. ins Ziel. Im dritten
Rennen des ersten Tages gab es dann den ersten Streicher.
Auf dem 13. Platz liegend, waren wir zufrieden mit dem ersten Tag und
bereit anzugreifen.
Der zweite Tag lief dann, bis auf einen Kringel den wir drehen mussten,
besser. So konnten wir uns auf den 7 Platz vorschieben.
Der letzte Tag der Qualifikation lief dann optimal. Mit den Plätzen 8, 4
und 3 konnten wir uns auf den 5. Platz vorschieben. Top Five war die
geforderte Norm für das zweite Olympiakriterium.
Nun hieß es, für die noch kommenden 9 Finalrennen noch einmal alle
Kräfte zu mobilisieren.
Hätte man unsere Platzierungen an der Luvtonnen gewertet, so wären wir
Medaillenkandidaten gewesen. Aber leider liegen zwischen der
Luvtonne und dem Ziel noch ein paar Wenden und Halsen. Und so mussten
wir immer wieder ein paar Punkte abgeben. So viel wir in diesem einen
Jahr an Fortschritt auch erreicht haben, so muss ich doch sagen, dass in
kritischen Situationen immer wieder kleine Patzer passieren die
wertvolle Punkte kosten.
Trotz alledem waren wir vor den letzten und entscheidenden 3 Finalrennen
auf Platz 6. Alles war möglich.
Schon beim ersten Start des Tages hatten wir dann Gesellschaft. Die
Brüder Peckolt, auf Platz 2 liegend und bis dahin eine eindrucksvolle
Serie gesegelt, hatten es auf uns abgesehen. Selbst noch ohne Streicher
in der Finalserie probierten sie, uns nach hinten zu segeln, um als
einziges Team das zweite Olympiakriterium einzufahren.
Nachdem wir die erste Kreuz in den Sand gesetzt hatten, konnten wir nach
einer taktisch nahezu perfekt gesegelten Vorwind den Anschluss wieder
herstellen und waren siebte. Peckolts, zu diesem Zeitpunkt 5.,
verlangsamten ihre Fahrt und warteten auf uns. In einem wirklich
spannenden Matchrace segelten wir dann dicht an dicht die zweite Runde
und beendeten das Rennen auf Platz sechs und sieben.
Im zweiten Rennen dann das gleiche Spiel. Diesmal schafften wir es nicht
uns ausreichend zu befreien. So beendeten die beiden T-Systems-49er als Letzter
und Vorletzter das Rennen.
Ein Rennen war noch zu fahren. Den Streicher hatten wir schon weg. Nun
ging es darum, einen soliden Platz unter die Top Ten zu fahren, um den
Anschluss an die Top 5 doch noch zu halten.
Diesmal positionierten wir uns in Lee der Peckolts. Nach perfektem Start
zogen wir in Lee davon. Peckolts versackten und mussten sich auf die
rechte Seite befreien. Wir fuhren frei nach links. Nach leichtem
Linksdreher wendeten wir. Dann passierte es. Auf dem Weg zur Luvmarke
drehte der Wind kontinuierlich rechts. Aus der Ferne war der andere
T-Systems Aufkleber im Segel noch zu erkennen….
Peckolts gingen als fünfte um die Luvtonne und beendeten das Rennen auf
Platz 3. Wir probierten alles um noch einmal nach vorne zu fahren. Es
sollte nicht klappen. Wir beendeten das Rennen in den Zwanzigern.
Die Top Fünf waren somit im Medalrace nicht mehr zu erreichen.
Pit und Hannes Peckolt beendeten diese Regatta als Vizeeuropameister.
Wir landeten auf Platz zehn.
Für mich war diese Regatta die beste des ganzen Jahres. 18 Rennen in 6
Tagen. Eine kompetente Wettfahrtleitung sowie perfekte Wind- und
Wetterbedingungen. Super!
Nun heißt es Kräfte sammeln und in Melbourne Vollgas geben.
Viele Grüße an alle Mitglieder, Hannes
Danke Hannes für Deine Berichte, wir drücken Euch alle die Daumen, das es mit der Olympiaqualifikation noch klappt!