Eine Surfsaison mit Höhen und Tiefen
Begonnen hat in diesem Jahr alles mit einem Silvester in Sydney. Zum ersten Mal in meiner kurzen Sportlerlaufbahn hatte ich die Möglichkeit, auch im Winter auf dem Wasser zu trainieren. Von Sydney fuhr ich dann mit meiner Trainingspartnerin zur Regatta nach Melbourne und im Anschluss flogen wir nach Auckland/Neuseeland um das Revier kennen zu lernen, auf dem im Januar 2008 die Weltmeisterschaft ausgetragen wird. Nach acht Wochen intensivstem Training und mit vielen unvergesslichen Eindrücken im Gepäck, landete ich kurz vor meinem 19ten Geburtstag wieder in Berlin.
Ende März startete dann die vorolympische Regattasaison mit der Princess Sofia Trophy in Palma, gefolgt von der Hyères Week in Südfrankreich Ende April. Im Juni stand dann auch schon die EM auf dem Programm. Auf dem vermeintlich windsicheren Revier vor Limassol/Zypern ausgetragen, blies der Wind zwar zum Training kräftig, ließ dann aber leider nach, so dass die meisten Rennen zwischen 4 und 12 Knoten ausgetragen wurden. Bei diesem Wind habe ich im Moment auf Grund meiner Körpergröße und des Gewichtes, gegenüber den kleineren und leichteren Sportlerinnen, noch die meisten Probleme. Hier liegen meine größten Reserven, an denen ich derzeit intensiv arbeite. Aber die EM brachte zum Glück auch ein wirkliches Windrennen zustande, das ich dann mit dem dritten Platz beendete. Insgesamt wurde ich 24ste.
Im Anschluss ging es für eine Woche nach Hause: umpacken, zwei Klausuren schreiben, ein Referat halten und dann schon wieder Richtung Cascais/Portugal.
„The wind is calling“ – so lautete das Motto der diesjährigen ISAF Sailing World Championships, die vom 28. Juni bis 13. Juli im portugiesischen Cascais stattfand. Da die ISAF Weltmeisterschaften nur alle vier Jahre ausgetragen werden, war es für mich eine Premiere und ich freute mich sehr, dass ich als jüngste Starterin des deutschen Teams zur Eröffnungsfeier die Nationalflagge tragen durfte.
Im Training machte der Wind dem WM-Motto alle Ehre und blies meist ziemlich konstant um die 15 bis 30 Knoten. Ich kam sehr gut zurecht und freute mich auf den ersten Start. Doch da war es wieder, das ungeschriebene Gesetz: viel Wind im Training, ließ er entgegen aller Vorhersagen auf unseren Bahnen zur Regatta nach. Für uns Surferinnen war der Kurs mit den Raceareas zwei und drei unter Land ausgelegt. Bei ablandigem Wind hatten wir während der Rennen mit Windlöchern aber auch mit Böen zwischen 0 und 15 Knoten zu kämpfen, rechts und links Winddreher von bis zu 30 Grad und teilweise Strömung bis zu 35 Metern pro Minute machten die Wettfahrten zu ungewöhnlichen Nervenzerreißproben. Ein guter Start und der Speed entschieden nicht zwangsläufig darüber, wer am Ende erfolgreich ins Ziel fuhr. Manchmal war es wichtiger, zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle zu sein, wo die nächste Böe oder der Winddreher einsetzten und es wurde dadurch sogar möglich, aus scheinbar aussichtloser Position wieder ganz nach vorn zu kommen. Nervenstärke und auch eine Portion Glück waren gefragt. Letzteres hatte ich leider nicht. Mehr als einmal büßte ich meine Top ten Platzierung ein. Dieses passierte auch im vorletzten Rennen. Nach einem guten Start lag ich an der ersten Tonne in Führung. Nach dem Outerloop, beim Passieren des Gates, ca. 50 m vor dem Ziel, war ich mit einem guten Vorsprung Vierte. Doch genau im Gate verließ mich der Wind. Die starke Strömung von vorn machte es mir unmöglich diese scheinbar sichere Position durch kräftiges Pumpen ins Ziel zu retten. Das Feld kam mit Wind von hinten angeglitten und fuhr an mir vorbei. Und ich musste mich in diesem Rennen mit Platz 19 zufrieden geben.
Am Ende des Wettkampfes belegte ich in einem Starterfeld von 73 Surferinnen den 29.sten Platz.
Sicherlich hatte ich mir, nicht zuletzt auf Grund der guten Wettkampfvorbereitung mehr erhofft. Doch die Analyse der einzelnen Wettfahrten zeigte mir, dass ich auf dem richtigen Weg bin und mich wieder ein gutes Stück verbessert habe.

Nun ist auch meine zweite Senioren-WM Geschichte, genauso wie die anschließenden zwei Wochen Urlaub. Ich habe längst wieder mit dem harten Athletiktraining begonnen und bereite mich intensiv auf die Regatta „Sail for Gold“ im September in Weymouth vor, für die ich mich als erfolgreichste Nachwuchssurferin qualifiziert habe.
Viele Grüße
Eure Wiebke Sradnick
www.wiebke-sradnick.de

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